Schiffstyp: Schleppdampfer
Baujahr: 1944 – 1950
Bauwerft: Gebrüder Wiemann,
Brandenburg / Havel
Länge: 35,18 m
Breite: 6,93 m
Antriebsanlage: Dreifachexpansionsdampfmaschine
„Andreas„ ist der letzte in Deutschland gebaute Schleppdampfer für Binnengewässer. Bittkow & Geisler aus Dorotheenhof bei Brandenburg gaben ihn eigentlich als Motorschlepper in Auftrag, der eine 350 PS starke MAN-Maschine erhalten sollte. Baubeginn war 1944. Bei schweren Luftangriffen im Oktober 1944 wurde „Andreas“ auf der Helling schwer beschädigt. Auch die MAN-Maschine konnte nicht mehr geliefert werden. Die Werft wollte jedoch das Schiff unbedingt fertig bauen, wenn nicht als Motorschlepper dann als Dampfer, denn glücklicherweise stand auf der Werft noch eine Dreifachexpansionsdampfmaschine des Schleppers „Saaleck“ von 1925. Die „Saaleck“ war auf der Wiemannwerft 1937 motorisiert und die Dampfmaschine „für alle Fälle“ aufgehoben worden. Sie lebt nun im „Andreas“ weiter. Die ursprünglichen Baumaße von 23,54m Länge und 5,70m Breite reichten jedoch nicht für die große Dampfmaschine, so wurde der Rumpf kurzerhand wieder aufgeschnitten und auf 35,18m Länge und 6,93m Breite aufgeweitet. Das Schiff wurde gleich mit einer Cort-Düse versehen. Allerdings konnte erst 1949 die Kesselanlage von der Maschinen- und Dampfkesselfabrik „Ottensener Eisenwerke“ in Hamburg-Altona geliefert werden. Es handelt sich um einen schottischen Schiffskessel mit zwei gewellten Flammrohren und 136 rückkehrenden Rauchrohren mit einer Heizfläche von 92 m², der Sattdampf von 14 bar liefert. Auf Grund weiterer Schwierigkeiten wurde der Dampfer, damals der größte Schraubenschleppdampfer zwischen Elbe und Oder, erst 1952 richtig in Betrieb genommen und hat auf den Märkischen Wasserstraßen, auf Elbe und Saale geschleppt. Unter den Schiffsführern Otto Krüger aus Lehnin und Otto Renne aus Genthin war er bis 1972 als Schlepper unterwegs.
Nach der Einführung der Schubschiffahrt diente das Schiff als Dampfgeber für die Heizung der Büros des Elektro-Apparate-Werks „Friedrich Ebert“ in Berlin-Treptow am Ostkreuz in der Kynaststraße.
1972 übernahm Horst Röper, ab 1990 sein Sohn Rainer Röper im Auftrag der Eigner Geisler und Bittkow die Verwaltung des Schiffs, weil sie im geteilten Berlin im Westsektor wohnten und deshalb am Ausbau und in der Unterstützung des Schiffs verhindert waren. Per Handschlag ging „Andreas“ am 1. September 1991 in das Eigentum der Berlin-Brandenburgischen Schifffahrtsgesellschaft e.V. über.
Die „Andreas“ ist das Flaggschiff der Berlin-Brandenburgischen Schiffahrtsgesellschaft e. V. und hat als solches wieder viele Reisen absolviert, so 1993 zum 804. Hamburger Hafenjubiläum, 1999 zum hundertjährigen Bestehen des Dortmund-Ems-Kanals und 2003 zum Ruhrorter Hafenfest.
Beim jährlichen Segeln der Finowmaßkähne gehörte die „Andreas“ zu den schiffshistorischen Attraktionen. „Andreas“ hält mit 10 Lastkähnen den Weltrekord im Schleppen von Kähnen in Berlin.
Text: Heinz Trost, Wiedensahl, geändert durch BBSG e.V.