Heimatland

Heimatland auf der Helling

Baujahr: 1910 bei August Riedel in Fürstenberg (Oder) / Umrüstung: 1960 (Maschine) und 1965 (Kabinen)
Typ: Motorgüterschiff
Länge: 58,86m
Breite: 8,00m
Tiefgang: 1,90m
Durchfahrtshöhe: 4,10m
Antriebsmaschine: MAK, 360 PS
Bugstrahlmaschine: DAF, 130 PS (1990)
Gewicht / Verdrängung: 573Tonnen / 770 Tonnen

1910 als Schleppkahn mit Ruder aus genietetem Stahl auf der Schiffswerft August Riedel in Fürstenberg (Oder) als Breslauer Maßkahn gebaut und auf den Namen IDA getauft; Eigner Gustav Emil Mischke, Pollenzig, Kreis Crossen.
Der Schleppkahn wurde für den Transport von Kohlen aus Oberschlesien auf der Oder nach Stettin und über den Oder-Spree-Kanal nach Berlin eingesetzt; in Berlin wurde das Kraftwerk Charlottenburg beliefert.

Im 2. Weltkrieg wurde der Kahn für Munitionstransporte genutzt. Kurz vor dem Kriegsende, mit einer Ladung Munition aus Breslau kommend, wurde der Schleppkahn auf dem Weg nach Kiel im Elbe-Lübeck-Kanal von den Engländern beschlagnahmt.

Nach Rückgabe wurde der Schleppkahn IDA in HEIMATLAND umbenannt. Die Familie Mischke hatte durch den Krieg ihre Heimat verloren – das Schiff war ihnen zum Glück geblieben.

Anfang der 1950er Jahre kaufte die Familie Mischke das Stoßboot PIRAT, damit konnte der Kahn unabhängig vom Verbund fahren.
Im Februar 1955 sank der Schleppkahn bei plötzlich aufkommendem Sturm mit Wind aus Nordwest und meterhohen Wellen auf der Elbe unterhalb von Boitzenburg. Die Familie konnte sich auf das Stoßboot PIRAT retten. Der Schleppkahn wurde geborgen. Die Naumburger Versicherung übernahm die Bergungskosten.

1960 erfolgte der Umbau zum Motorgüterschiff für die Binnenschifffahrt (Länge 58 m, Breite 8 m, 573, t. Motorisierung, neues Heck, zusätzliches Zwischenstück).
1964 brachen im Hafen von Bleckede / Elbe m Vorderschiff Teile der Holzkonstruktion. Der Bergungsdienst brachte das Schiff nach Lauenburg/Elbe. Der Bug wurde 1965 erneuert.

Ab Anfang der 1970er Jahre wurde die Heimatland dadurch bekannt und berühmt, dass sie Segelboote und Motoryachten von West-Berlin mit nach Lübeck nahm und umgekehrt. Sportschiffern aus West-Berlin und der Bundesrepublik war die selbständige Fahrt durch die Wasserstraßen der DDR verboten worden. In Lübeck gab es für diesen Bootstransfer die Meldestelle SVTrave (Eigentümer: Charly Behrens).Erste Zuladungen der Boote erfolgten im Lübecker Binnenhafen. die weiteren in der Flenderwerft am Lehmann-Kai. Es konnten sechs Boote bis zu 10 m Länge transportiert werden, vier Boote konnten zusätzlich Im Schlepp mitgenommen werden. Die Fahrt von Lübeck nach Berlin dauerte vier Tage. Die Route vertief über den Elbe-Lübeck-Kanal, die Elbe und die Havel. Im Mai 1989 fanden die letzten Bootstransporte dieser Art statt.

In den folgenden Jahren fuhr die Heimatland regelmäßig Sand und Kies auf der Elbe, den Kanälen, der Havel und der Spree nach Berlin zum Südhafen Spandau.

Heute ist auf der HEIMATLAND Hošek Contemporary beheimatet, eine Kunstresidenz, ein Performance-Raum und eine Galerie – im Historischen Hafen Berlin. Die Galerie konzentriert sich hauptsächlich auf ortsspezifische Installationen, darstellende Kunst und experimentelle Klanginstallationen. In der Galerie finden regelmäßig experimentelle Musikinstallationen statt, die Musikern die Möglichkeit bieten, ihre Klangfähigkeiten einem Berliner Publikum zu präsentieren.